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Mitarbeiterin vom Dönerladen in Halle: „Der Täter hat nichts gesagt. Es war wahllos“

Angegriffener Dönerbistro in Halle. GoogleStreetView

Eine Mitarbeiterin vom angegriffenen Dönerbistro in Halle kam am Laden gerade an als der mutmasslicher Täter sich von der Polizei hinter seinem Auto versteckte. Sie erzählt Salam Plan wie er  kein Wort gesagt hat und findet keinen offensichtlichen Motiv. Er hat gezielt auf einen Stammkunden geschossen, hat aber verzichtet abzudrücken als er die Waffe zu einem Mitarbeiter gerichtet hat. Er war einer der beiden Opfer, nach dem Versuch in die naheliegenden Synagoge reinzugehen.

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Sie war nicht da als die Schüsse angefangen haben. Ein Mitarbeiter hat sie angerufen und sie ist dorthin mit dem Auto „gerast“, erzählt sie ein Tag danach am Telefon. Als sie parkte, versuchte der Täter gerade von der Polizei zu fliehen. „Ich war 15-20 Meter hinter ihm (…) Ich konnte da nichts machen. (…) Ich habe überlegt ob ich nicht Vollgas gebe und an ihm ziele. Den Gedanken habe ich aber dann verworfen“. Die Polizei war schon da und der Mann schoss gegen die Agenten.

Als der angebliche Mörder weggefahren war, von der Polizei gefolgt, ging sie in den Dönerbistro rein. Da hat sie die „Mitarbeiter vort Ort in den Arm genommen und getröstet“. Den verunglückten Kunden hat sie versucht zu helfen, „der Notruf war schon am Apparat“. Aber man konnte nichts mehr für ihn tun: er war schon tot, ein Stammkunde in seinen dreissigern, erzählt diese Mitarbeiterin, die lieber Anonym bleiben will. Sie schätzt der Krankenwagen ist erst nach 20 Minuten angekommen, die Polizei war nur einige Minuten früher bei ihnen im Geschäft.

Zum Glück hat die Fensterscheibe des Ladens ein doppeltes Glas, fügt sie dazu. „Ich wusste auch gar nicht womit wir es hier zu tun haben. Ich dachte erstmal, dass es irgendwie Stress gibt. Eigentlich ist normalerweise alles friedlich und dadurch, dass keiner von uns verletzt wurde, dachte ich: ‚Ok, es ist zielgerichtet auf diese Person‘“.

Erst später hat sie erfahren, dass der Täter versucht hatte mit Schüssen, Molotovcocktails und Granaten in die naheliegenden Synagoge einzutreten und dass er auch eine Frau neben dem jüdischen Friedhof getötet hatte.

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat den Angriff, der mit einem Versuch in die naheliegenden Synagoge begann, als „zumindest antisemitisch“ bezeichnet und die Generalstaatsanwaltschaft behandelt die Ermittlungen unter dem Verdacht eines rechtsextremen Motiv. Einige Augenzeugen behaupten der Täter, ein 27 jähriger Deutscher nach Medienangaben, hätte auch Hassaussagen gegen Juden gemacht. Der Vorsitzende des Zentralrat der Muslime in Deutschland, Ayman Mazyek, zeigte gestern seine „Solidarität mit unseren jüdischen Geschwistern“.

Ihre Mitarbeiter haben ihr erzählt, der Täter hätte auch „nichts gesagt“ bevor sie ankam, obwohl sie darauf hinweist, dass es vielleicht auch mit der persönlichen Wahrnehmung war während sie unter Schock leideten. Der Angriff im Bistro passt für sie aber nicht ganz zur Beschreibung eines „antisemitischen“ oder rassistischen Amocklaufs: dem deutschen Opfer im Laden könnte man keine Konfession an äusserlichen Details erkennen können und ihre unverletzte Mitarbeiter seien „südlicher Abstammung“, erklärt sie. „Er hat auch eine Waffe meinem Mitarbeiter gehalten, er hat aber nicht abgedrückt (…). Es war einfach wahllos“.

Der Dönerbistro bleibt im Moment geschlossen, während die Ermittlungen weiterlaufen. Die Mitarbeiter wurden nicht verletzt, aber brauchen auch Zeit um sich vom Schock zu erholen.

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